Von Huhn zu Hund

Sursday Chnam Thmey! – Mit diesen Worten wurde hier in Kambodscha am 14. April das neue Jahr begruesst. Chol Chnam Thmey beziehungsweise Khmer New Year gehoert hier zu den wichtigsten aller Feiertage und ist in seiner Wichtigkeit vergleichbar mit Weihnachten bei uns. Drei Tage lang wird gebetet, gefeiert, getanzt, gegessen. (Wer gern wuesste, wie dieses Fest wohl entstanden ist, kann sich diese kleine Legende dazu durchlesen).

 

Waehrend dieser Feierlichkeiten ist die Haupstadt Phnom Penh wie leergefegt, weil die meisten Menschen in ihre Heimatorte in den Provinzen fahren um Neujahr mit ihren Familien zu verbringen. Ich tat es ihnen nach und entschloss mich dazu, ueber Khmer New Year in meine Chambokheimat zu fahren um es mit meiner Chambokfamilie verbringen zu koennen.

So machte ich mich gemeinsam mit Anna, Tess, Maria und Julie am Freitag vor dem Feste mit dem altbekannten Van auf den Weg dorthin.

 

Am Samstag, dem ersten der drei Neujahrsfeiertage, genannt Moha Sangkran, begannen also offiziell die Feierlichkeiten. An diesem Tag wird ein neuer Engel (eine der sieben Toechter des Himmelskoenigs) empfangen, der die Welt das kommende Jahr ueber beschuetzt, und mit seiner Ankuft offiziell das neue Jahr, dieses Jahr das des Hundes, einlaeutet. Hierfuer schmuecken die DorfbewohnerInnen ihre Haeuser mit Lichterketten und Pflanzen und bereiten einen Tisch voller Gaben wie Fruechten, Kuchen, Softdrinks und Raeucherstaebchen fuer den Engel vor.

 

Ausserdem nutzt man diesen Tag um in die Pagode zu gehen und traditionelle Spiele zu spielen. So also auch wir. Morgens gingen wir in die Pagode, in der den ganzen Tag ueber gebetet, gesegnet und zusammen gegessen wurde. Uns wurde erklaert, dass, wenn wir an den Neujahrstagen beten, in die Pagode gehen und Gutes tun wuerden, wir fuer den Rest des Jahres gesegnet seien und uns Gutes passieren wuerde.

 

 

Meine Freundin Kheam erklaerte uns auch, sie glaube, dass sie uns jetzt getroffen hat, hinge damit zusammen, dass sie am letzten kambodschanischen Neujahr viel gebetet hat und in die Pagode gegangen ist und ihr aus diesem Grund nun Gutes geschehe. :-) 

 

Nach einem zweiten Mittagessen gingen wir zurueck zu Kheams Haus, unserem Homestay, also unserer Bleibe fuer die 5 Tage in Chambok, wo diese uns einlud an einer besonderen Zeremonie mit ihrer Familie teilzunehmen, bei der die Aeltesten der Familie gewaschen und ihnen kleine Geschenke wie Obst oder etwas Geld ueberreicht werden. Kheam erklaerte uns, dass dies gemacht wuerde, um den Eltern dafuer zu danken, dass sie jahrelang fuer ihre Familien gesorgt haben und ihnen dafuer etwas zurueckzugeben. Anfangs war es etwas befremdlich, bei einer so familiaeren Angelegenheit dabei sein zu duerfen, gleichzeitig aber auch sehr schoen diese Tradition miterleben zu koennen.

Abends folgten dann noch mehr der traditionellen Spiele, die wir gemeinsam mit Leuten aus der Community und einer Gruppe Touristen, die gerade angekommen war, spielten.  

 

Am zweiten Tag, dem Vanabat  – „Tag des Schenkens“, fuhren wir zusammen mit Freunden und Bekannten aus der Community und einer Menge Moenchsgaben in Form von Essen in den nahegelegenen Kirirom Nationalpark um dort den Tag zu verbringen und erneut zur Pagode zu gehen. Also beteten wir aufs Neue bis die Beine brannten (in der Pagode sitzt man mit seitlich nach hinten zeigenden Fusssohlen um nicht mit den Fuessen auf Buddha zu zeigen und verharrt in dieser fuer uns etwas ungewohnten und nach laengerer Zeit sehr unbequemen Position bis fertig gebetet wurde), wurden noch einmal gesegnet und assen dann gemeinsam zu Mittag.

 

Dann ging es erst zu einem Aussichtspunkt, wo wir noch schnell eine Million Selfies machen mussten und dann zum Restaurant des Nationalparks, wo direkt ein Baeumchen fuer uns aufgestellt wurde, um das wir herum tanzen konnten. Als der Ueberraschungskuchen serviert wurde, den es anlaesslich Marias Geburtstag gab, startete eine kleine Kuchenschlacht und dann das Verzehren desselben.

Nach ein paar weiteren Runden um das Tanzbaeumchen machten wir uns muede, satt und zufrieden wieder auf den Heimweg und verbrachten den Abend im Community Center, wo es noch ein Lagerfeuer und eine ausgelassene KNY Tanzfete gab.

 

Die Feslichtkeiten endeten dann am Montag, dem Thngai Lieng Sak, ebenfalls in ausgelassener Feierstimmung. An diesem Tag wird das neue Jahr noch einmal so richtig zelebriert, indem man sich gegenseitig in den Strassen mit Wasser und Babypuder bewirft. Auch dabei machten wir selbstverstaendlich mit und fuhren mit dem Iron Buffalo voller Leute und Wasserflaschen in den Haenden in die naechste Community zu einer Neujahrsparty. Dort wurde Bier getrunken, gefeiert, gespielt und bis spaet in die Nacht getanzt.

 

Ein wichtiger Teil der Neujahrszeit ist definitiv das Tanzen und die Musik dazu. Jedes Jahr gibt es neue 'Theme Songs' fuer Khmer New Year, die man waehrend dieser Zeit immer wieder zu hoeren bekommt. Diese Meisterwerke will ich natuerlich niemandem vorenthalten, deswegen also hier ein paar musikalische Kostproben.       

Der wohl beste KNY Song:

Ein Exemplar zum diesjaehrigen Neujahr:

Der Song, der dieses Jahr wohl am haeufigsten gespielt wurde. Leider.

In diesem Sinne, habt ein vom Engel Mohothareak Tevy gesegnetes Jahr 2562. Wie man hier zu sagen pflegt: Viel Glueck, gute Gesundheit und noch ein bisschen mehr Schoenheit!